Erinnert sich noch jemand an die Fernsehserie „Der rosarote Panther“ mit dem Abspann „Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät“? Wer träumte nicht einmal davon, die Zeit zurückzudrehen, um besondere Momente erneut zu erleben, Entscheidungen zu revidieren oder Fehler zu vermeiden?
Definitiv gibt es auch in meinem Lebenslauf Kreuzungen, an denen ich – aus heutiger Sicht – hätte anders abbiegen können, ja müssen! Aber wäre dann alles besser geworden? Und was heißt schon besser? Bestimmt hätte mein Leben von jenem Zeitpunkt einen völlig anderen Verlauf genommen, wenn ich beispielsweise 1986 meine Diplomarbeit in einem Unternehmen in einer anderen Stadt über ein völlig anderes Thema verfasst hätte! Wäre es das wert gewesen? Definitiv nicht, denn bei allem „was wäre wenn“ und „hätte, hätte Fahrradkette“ wäre ich auch auf jenem neuen Weg in etliche „Entscheidungsfallen“ gestolpert. Und Hand aufs Herz: Wäre mein Weg anders verlaufen, hätte ich die unzähligen spannenden Momente, inspirierenden Begegnungen und gesammelten Erfahrungen der vergangenen vier Jahrzehnte mit sehr großer Wahrscheinlichkeit verpasst beziehungsweise nicht erleben dürfen. Zum Glück ist das Leben irreversibel.
Auf meinem überwiegend selbstbestimmten Lebensweg konnte ich die ein oder andere weniger clevere Entscheidung noch revidieren, ging sicherlich auch manch (faulen) Kompromiss ein und arrangierte mich mit Entscheidungen, die andere über meinen Kopf hinweg trafen. Im Guten wie im Schlechten! All das ist Teil meines derzeitigen Ichs. Was ich aus all dem für die Zukunft lerne, wird sich zeigen.
Und trotzdem faszinieren mich Bücher und Filme zum Thema Zeitreisen. Insbesondere zieht mich die Trilogie „Zurück in die Zukunft“ in meinen Bann, seit genau vierzig Jahren. Bis heute. Ich kann gar nicht aufzählen, wie häufig ich mir die Abenteuer von Marty McFly und Doc Brown im Kino, auf Video, DVD oder im Fernsehen angeschaut habe. Immer und immer wieder.
DeLorean DMC-12
Umso cooler war es, im Frühjahr 2010 einen DeLorean DMC-12 mit den von Doc Brown bekannten Um- und Anbauten auf der Autobahn zu überholen. Leider liegt mein Fotoapparat im Kofferraum, sodass ich keine Chance habe, das Kultauto zu fotografieren. Doch der 25. April ist mein Glückstag. Als ich wenige Kilometer später von einem Boxenstopp zu meinem Auto gehe, parkt die Zeitmaschine direkt neben mir. Wie geil ist das denn! Ein paar Aufnahmen später setze ich die Heimfahrt ziemlich „beseelt“ fort, um mir am Abend erneut den ersten Teil reinzuziehen.
Zurück in die Vergangenheit
In der Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ befindet sich Bill Murray 1993 in einer Zeitschleife. Als Phil Connors durchlebt er in Pennsylvania tagtäglich wieder und wieder ein und denselben Tag, den Tag des Murmeltiers. So oder so ähnlich ergeht es auch mir bei meinen Reisen für die tritime auf die Insel der Triathlonsehnsüchte. Zwischen 2008 und 2014 fliege ich im Oktober immer mit United Airlines gen Westen in Richtung USA und Hawaii. Und da ein „never change a running system“ auch Rückschritt statt Fortschritt bedeuten kann, beschreite ich 2015 einen neuen Weg, weit abseits der ausgetretenen und bekannten Pfade. Statt über Chicago und San Francisco sind auf dem Flugticket Tokyo und Honolulu als Zwischenstopps vermerkt. Bereits der erste Blick auf die Abflug- und Ankunftszeiten der japanischen Fluglinie All Nippon Airlines bringt mehr als nur ein Lächeln hervor: Abflug am Dienstagabend um 20.00 Uhr, Ankunft am Mittwochmittag um 12.30 Uhr, und das bei zwei Nachtflügen! Erst Das Überqueren der Datumsgrenze zwischen Tokyo und Honolulu ermöglicht dieses besondere Zeitreise-Ereignis in östlicher Richtung.
Und das völlig entspannt, überpünktlich, ohne Fluxkompensator oder der Sorge, die Strukturen des Raum-Zeit-Kontinuums zu zerstören. Marty McFly und Doc Brown lassen grüßen. Ich gebe zu, nach dem gut siebenstündigen Flug sind die Gefühle bei meiner Ankunft schwer zu beschreiben. Uhrzeit und Datum auf Hawaii befinden sich weit vor der eigentlichen Abreise in Tokyo, in der Vergangenheit! Mein ganz persönlicher „Zurück in die Zukunft“-Moment. Ich bin nicht nur „ahead of schedule“, sondern gehe meiner Arbeit auch weitaus entspannter und ausgeruhter nach als in den Jahren zuvor. Und der größte Feind der „Zeitreisenden“, der Jetlag, lässt sich glücklicherweise erst gar nicht blicken.
Eines bleibt jedoch zeitunabhängig: Egal ob ich jetzt über die USA oder Japan anreise, sobald die Besatzung mit den Landevorbereitungen beginnt und in den Ohren der Druckausgleich zu spüren ist, rutschen alle Passagiere unruhig auf ihren Sitzen herum. Ist es etwa die Magie der Inseln, der Duft der farbenfrohen Blumen, die Schwüle oder sind es die Mumuku-Winde, die einige Besucher bereits während des Landeanfluges verspüren? Oder handelt es sich doch nur um eine simple Täuschung unserer Sinne? Auch wenn es sich unwirklich anhört, hoch über den Stränden, dschungelähnlichen Wäldern und Lavafeldern fühlt man in der unterkühlten Kabine all das, was einen erwartet: einen unvergesslichen Aufenthalt.
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R2-D2
Aber das ist noch nicht alles. Bei meinem Rückflug wartet in Honolulu am Flugsteig eine weitere Überraschung auf mich, eine Boeing 787-9 im R2-D2 Star-Wars-Design. Und damit das Feeling auch echt ist, begrüßt mich an Bord nicht nur die passende Star Wars-Melodie, auch kleine Details wie Schürzen, Kopfstützenschoner, Servietten und Pappbecher sind farblich auf die weiß-blaue-Lackierung des Flugzeugs abgestimmt. Fehlt nur noch, dass der Star-Wars-Dreamliner bei seinem bevorstehenden Flug die Relativitätstheorie und das Zwillingsparadoxon anwendet oder auch aushebelt.
Das wäre dann aber doch zu viel des Guten. Glücklicherweise reist nur R2 D2 in Lichtgeschwindigkeit!