How do I get better?

Jan Frodeno (rechts): Es gibt keinen Plan B!Jan Frodeno (rechts): Es gibt keinen Plan B!

Regelmäßig blendet mir Instagram Reels über einen der wohl besten und bekanntesten Basketballspieler unserer Zeit ein: Kobe Bryant. Interessanterweise handelt es dabei weniger um spektakuläre Spielszenen, gewonnene Spiele oder Meisterschaften, sondern vielmehr um die „Mamba Mentality“ der leider viel zu früh tödlich verunglückten Legende. Fast alle Kurzfilme drehen sich um die Beantwortung der Frage „How do I get better?“

Beim Zuhören ist seine Gier, aus eigenem Antrieb das gesteckte Ziel, der Beste zu werden, spürbar. Aber „höre“ selbst: „It’s a simple thing of math. If you want to be a great player and you play as a kid every single day two or three hours, how much better are you getting regarding those kids who play maybe only an hour and a half two days a week? Show up every single day, do the work. Over a year, over two and more years you make quantum leaps, it’s math. It’s so easy,“ erklärt Kobe Bryant und weist auf sein Trainingspensum in der Off-Season hin:

„Imagine you wake up at 3, you train at 4 to 6, come home, breakfast, relax, now you’re back at it again, 9 to 11, relax, now you’re back at it again, 2 to 4, relax, now you’re back at it again, 7–9. Look how much more training I have done by simply starting at 4. So now you do that as the years go on, the separation that you have with your competitors and your peers just grows larger and larger and larger. By year five or six it doesn’t what kind of work they do in the summer, they’re never gonna catch up.“

Kurzum: „You gotta get focused. Tunnel vision. Only if you are focused on what you gotta do, you will be there, you wanna be. So y’all gotta have, is a game plan.“

Jan Frodeno

Jan Frodeno beispielsweise ordnete seinem Olympiasieg 2008 im Vorfeld bekanntlich alles unter. Für ihn gab es keinen Plan B. Breitensportler hingegen müssen bei der Festlegung ihrer Ziele ganz andere Rahmenbedingungen berücksichtigen, insbesondere auf dem Gebiet einer einvernehmlichen Work-Life-Sport-Balance. Denn nichts wäre schlimmer, als nach einem sportlichen Erfolg ohne ein funktionierendes soziales Umfeld zu vereinsamen. Bevor unter Umständen aus Gewohnheit, Übermotivation, Frust oder gruppendynamischen Zwängen heraus falsche Weichen für die nächsten herausforderungen in den kommenden Wochen und Monaten gestellt werden, gilt es das Vergangene zu reflektieren. Nicht zu Unrecht empfiehlt die amerikanische Läuferlegende Frank Shorter: „Du musst Deinen letzten Marathon verarbeitet haben, bevor Du Dich an den nächsten wagst.“ Wie treffend. Ansonsten gilt die Aussage aus Alice‘s Adventures in Wonderland: „If you don’t know where to go, then it doesn’t matter, which path you take!“

Und was bedeutet das für „Otto Normalo“?

Wer von uns ist bei einem Stadtmarathon, Radrennen oder einem Triathlon nicht nur von den Leistungen der Läufermassen auf der Strecke und den überglücklichen Gesichtern beim Überqueren der Ziellinie fasziniert, sondern auch von den vielen Einzelschicksalen während des Rennens. Kein Wunder also, dass zahlreiche Sportlerkarrieren am Streckenrand ihren Ursprung haben. Auch wenn bei den sehr langen Ausdauerdisziplinen bei vielen Zuschauern ein „Wieso tun die sich das nur an“ oder „Das kann doch nicht gesund sein“ überwiegen mag, kann sich trotzdem niemand dem Reiz dieser „Quälerei“ entziehen. Zahlreiche Zuschauer verspüren tief in ihrem Inneren sogar insgeheim das dringende Bedürfnis, auch einmal an so einem Ausdauersportevent teilzunehmen.

Ho do I get better?
Ho do I get better? (Foto: Meike Maurer)

Jedoch hält die Ernüchterung im Selbsttest bei der ersten kurzen Lauf- oder Radrunde am Tag danach bereits viele davon ab, den zuvor gehegten Traum auch in die Tat umzusetzen. Ganz besonders fühlen sich diejenigen vor den Kopf geschlagen, die dachten, sportlich zu sein. Gerade aus der letzteren Gruppe entwickeln jedoch viele – wenn sie aus der Schockstarre der frustrierenden Selbsterkenntnis erwacht sind – einen unbändigen Ehrgeiz, sich selbst zu beweisen, dass sie zu so einer sportlichen Leistung doch fähig sind.

Jene haben ein Ziel vor Augen, das zu erreichen dieser Person sehr viel bedeutet, dann und nur dann wird sie es auch erreichen. Vergiß dabei jedoch nicht, warum Du Sport treibst: Sei es aus Freude an der Bewegung in der freien Natur, um fitter zu werden und abzunehmen oder zum Entspannen als Ausgleich zu den täglichen beruflichen und privaten Verpflichtungen. Verliere nicht die Leichtigkeit und die Freude an der Bewegung, denn sobald jene, sei es durch Training und Wettkampf oder einer negativen Gruppendynamik, Stress erzeugt, bleibst auch Du auf der Strecke und gerätst in ein Ungleichgewicht.